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Hacking Digital TV

Für die Freunde des Digitalen Fernsehens ist es ein häufiges Ärgernis: ferngesteuerte Software-Updates der dBox verhunzen die liebgewonnene Benutzeroberfläche, nützliche Menüpunke verschwinden über Nacht, bisher einwandfrei funktionierende Funktionen zeigen sich plötzlich bockig. Die Software-Updates werden über den normalen Datenkanal eingespielt, der auch die Femsehdaten transportiert und sind daher nur schwer zu vermeiden.

Was der ambitionierte d-box-Nutzer sich also wünscht ist eine Möglichkeit, die Softwareversion seiner immerhin über 1000,- DM teuren Box selbstbestimmt zu wählen. (Backups von legal erworbener Software für den ausschließlich persönlichen Gebrauch sind zumindest bei PC-Software vom Gesetz ausdrücklich gedeckt. Wie es sich bei der internen Software von Geräten verhält ist etwas unklar.) Vom Eingriff in Mietgeräte sollte aus rechtlichen Gründen Abstand genommen werden. Daß die Garantie auch einer gekauften Box durch Aufschrauben erlischt, sollte selbstverständlich sein.

Nachfolgend dokumentieren wir ohne Gewähr eine kleine Bastelanleitung für ein PC-Interface für den Background Debugging Mode, für den es auch einen Port in der d-box gibt.

Beim Prozessor der d-box handelt es sich um einen Motorola 68340, ein Derivat des aus alten Amigazeiten bekannten 68000. Von diesem Prozessor werden alle anderen Subprozessoren der d-box gesteuert (Tuner, Demux, Entschlüsselung etc.) und die Benutzeroberfläche realisiert. Der EEPROM-Speicher für diesen Prozessor besteht entweder aus zwei 29F400 oder einem 2917800, beides ergibt ein Megabyte.

Etwa 80 Kilobyte des Speichers sind durch einen extra jumper geschützt, in diesem Bereich befinden sich die länderspezifischen Selbsttestroutinen und andere Komponenten, die nicht über den normalen Softwareupdate- Mechanismus verändert werden können. Der Jumper befindet sich in der Nähe des Kabels zur Tunerplatine (XP06) und hat eine grüne Fassung. Er sollte in der Regel nicht(!) gesetzt werden, da ein ahnungsloses Überschreiben des geschützten Bereiches die Box zum akuten Pflegefall machen kann.

Wie die meisten Embedded 68xxx-Systeme verfügt auch die Nokia-d-box über einen Port für den Background Debugging Mode (BDM). Dies ist ein 10-poliger Stecksockel, der sich unter dem Modem-Modul der Box verbirgt. Nach dem vorsichtigen Abheben des Modems ist er deutlich zu sehen.

Nach dem erfolgreichen Aufbau des kleinen BDM-Moduls aus unserem Bastelplan wird nun per Flachbandkabel eine direkte Verbindung zwischen diesem und dem d-box-BDM-Port hergestellt. (Pinbelegung 1:1 identisch) Das BDM-Modul wird dann an den Parallelport des PCs gesteckt. Was noch fehlt ist natürlich die Software. Motorolabietet unter

http://www.mci.motsps.com/freeweb/pub/mcu332/bd32-122.zip den BDM32-Debugger zum kostenlosen Download an.

Unter

http://www.mcu.motsps.com/freeweb/pub/mcu332/BDM-V090.ZIP finden sich die C-Sourcen einer älteren Version des BD, die für die Erstellung von Up- und Download-Skripts nützlich sein dürften.

Der BD erlaubt aufgrund der Spezifika der verwendeten EEPROMs nicht das direkte Up- und Download der Speicherinhalte. Diese haben eigene Kommandos für das Schreiben und Lesen von Speicherzellen, die sequentiell ausgeführt werden müssen. Hier ist noch etwas Feinarbeit erforderlich, ein Script für den BD muß erstellt werden, das die

Besonderheiten dieser EEPROMs beim Lesen und Schreiben von Speicherzellen berücksichtigt.

Auf dem CCC-Webserver haben wir unter http://www.ccc.de/Library/HPA/DigitalTV/ neben einem Mirror der Motorola-Freeware auch noch die etwas schwieriger zu findenden Datenblätter der EEPROMs als PDF abgelegt. Wenn jemand fertige Skripte für Up/ Download und ähnliches gebastelt hat, werden diese auch dort zu finden sein.

Nähere Informationen zum BDM und Aufzucht und Pflege der 683xx-Prozessorlinie findet sich auch in der ELRAD 8 / 1997 S. 66 "Basisarbeit".

Interessanterweise haben auch die Microtac GSM Telefone (aka PT9x) von Motorola einen 68332-Prozessor nebst dazugehörigem BD-Mode. Hier ist leider kein fertiger Pfostenstecker vorhanden, die BDM-Pins müssen also direkt am Prozessor abgegriffen werden.

Das BD-Modul funktioniert nicht mit dem 68328.

Projekt: tron@ccc.de

Dokumentation: frank@ccc.de


 

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